Variantenvergleich

Abbildung 1: Wind- und Solarproduktion (Bildquelle).

Die Kenndaten der verschiedenen Produktionsvarianten sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Für die sich ergebenden Investitionen und jährlichen Mehrkosten werden folgende Beiträge berücksichtigt.

  • Umstellungskosten: Sie beinhalten die Mehrkosten für Kapital, Betrieb und Unterhalt der Umstellung des Energiesystems: Die Kapital- und Abschreibungskosten berechnen sich auf der Basis eines Zinssatzes von 1,6%. Die Abschreibung erfolgt über die Betriebsdauer des jeweiligen Investitionsobjektes. Hinzu kommen die Mehrkosten für Betrieb und Unterhalt.
  • Stromkosten: Sie setzen sich aus den Kosten für Kapital, Betrieb und Unterhalt für die Stromproduktionsanlagen zusammen. Die Abschreibung über die Betriebsdauer der jeweiligen Produktionsanlage erfolgt auf der Basis eines Zinssatzes von 1,6%. Allfällige Steuern und Konzessionsabgaben werden nicht berücksichtigt.
  • Netzkosten: Die Kosten für den Ausbau der Stromnetze zur Einbindung der zusätzlichen Verbraucher wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge sowie der zusätzlichen Produktionsanlagen. Ebenfalls Berücksichtigt sind die Kosten für Speicher zum Ausgleich kurzfristiger Produktionsschwankungen der Photovoltaik.
  • Übrige Energiekosten: Sie beinhalten die Kosten für fossile, biogene und strombasierte Energieträger ohne Steuern und Abgaben.

Tabelle 1: Variantenvergleich (Investitionsosten in Mia. CHF).

VarianteAkzep-
tanz-
grad
Land-
schafts-
störung
Sommer-
prod.
[TWh/a]
Winter-
prod.
[TWh/a]
Anlage-
investition
[GCHF]
Netz-
investition
[GCHF]
Gesamt-
investition
[GCHF]
Jährliche
Mehrkosten
[GCHF/a]
Pro
Person
[CHF/a]
DachsolarHochKlein35.6-10.03619946126.12’528
WinterstromTiefGross2.50.02614130216.61’610
SaisonspeicherungTiefGross0.00.030416346724.82’399
WasserstoffMittelMittel0.00.03046737123.22’251
KKWTiefKlein10.70.02042823213.61’314

Die Kosten aller untersuchten Varianten übersteigen die heutigen Kosten des Energiesystems um 13,6 Mia. CHF/a bis 26,1 Mia. CHF/a. Die vielfach in den Medien verbreiteten Aussagen wonach ein klimaneutrales Energiesystems weniger als das heutige kosten soll, können nicht nachvollzogen werden. Die Energiewende ist nicht gratis.

Die Variante «Dachsolar» geniesst eine hohen Akzeptanz. Dies weil sie für die Stromproduktion grösstenteils auf die einzigen unumstrittenen Produktionstechnologie, die Gebäudephotovoltaik setzt. Abgesehen davon, dass das Potenzial der Gebäudephotovoltaik nicht ausreicht um eine sichere Stromversorgung der Schweiz zu gewährleisten, wäre die darauf basierende Variante «Dachsolar» mit Jahreskosten von 26,1 Mia. CHF/a die teuerste aller Varianten.

Der Grund für das schlechte Abschneiden der Variante «Dachsolar» liegt beim grossen Anteil von Gebäudephotovoltaik. Diese Produktionstechnologie geniesst zwar die grösste gesellschaftliche Akzeptanz, ist jedoch aus technischer und wirtschaftlicher Sicht mit Abstand die schlechteste Lösung.

Gebäudephotovoltaik ist teurer als Wind- und alpine Solaranlagen und liefert dann am meisten Strom, wenn er nicht gebraucht wird. Trotzdem reicht ihr Ausbaupotenzial nicht aus um die Versorgungslücke im Winterhalbjahr zu decken. Um die Stromversorgung auch im Winter zuverlässig sicherstellen zu können, müssen zwingend auch gesellschaftlich umstrittene Wind- und alpine Solaranlagen zugebaut werden.

Mit der der Variante «Winterstrom» wird aufgezeigt wie eine ausgeglichene Jahresbilanz ohne Winterstromdefizit erreicht werden kann. Dabei wird statt der Gebäudephotovoltaik ein Mix aus Wasserkraft, Windenergie und alpiner Photovoltaik eingesetzt wird. Im Unterschied zur Variante «Dachsolar» ist die Variante «Winterstrom» technisch umsetzbar und mit jährlichen Mehrkosten von 16,6 Mia. CHF/a auch deutlich billiger.

In der Variante «Saisonspeicherung» wurde untersucht ob der Sommerüberschuss der Gebäudephotovoltaik zur Deckung des Winterdefizits herangezogen werden kann. Dabei hat sich herausgestellt, dass für die saisonale Speicherung der Sommerüberschüsse die Speicherkapazität der schweizerischen Stauseen um fast das Doppelte erhöht werden müsste. Abgesehen von der rein hypothetischen Umsetzbarkeit hat die Variante «Saisonspeicherung» mit 24,8 Mia. CHF/a auch die zweithöchsten Kostenfolgen.

Die Grundidee der Variante «Wasserstoff» entsprich der Variante «Saisonspeicherung» nur, dass der Sommerüberschuss nicht gespeichert sondern zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt wird. Der Wasserstoff wird gelagert und im Winter zusammen mit importiertem Wasserstoff  zur Stromproduktion in Gaskombikraftwerken genutzt wird. Ähnlich wie die Variante «Dachsolar» geniesst die Variante «Wasserstoff» eine hohen Akzeptanz. Dies weil sie für die Stromproduktion grösstenteils auf die einzigen unumstrittenen Produktionstechnologie, die Gebäudephotovoltaik setzt und darüber hinaus wenig landschaftsbeeinträchtigende Infrastrukturanlagen benötigt. Mit Jahreskosten von 23,2 Mia. CHF/a ist die Variante «Wasserstoff» jedoch sehr teuer.

Letztlich wurden zum Vergleich auch die Kosten eines Zurückkommens auf den Ausstieg aus der Kernenergie aufgeführt. Die Variante «Kernenergie» ist landschaftsschonend und mit jährlichen Mehrkosten von 13,6 Mio. CHF/a die kostengünstigste aller Varianten. Gegen die Variante «Kernenergie» spricht einzig die fundamentale Ablehnung der Kernenergie durch breite Kreise der Bevölkerung.

1 Kommentar zu «Variantenvergleich»

  1. Es gibt keine fundamentale Ablehnung der Kernenergie durch breite Kreise der Bevölkerung. Es gibt eigentlich nur eine aktive Minderheit, die bei jeder Gelegenheit die Kernenergie verteufelt und behauptet, dass die PV viel günstiger ist. Die grosse Mehrheit der Politiker traut sich nicht dies widerzusprechen, aus Angst nicht mehr gewählt zu werden. Der Grossteil der Bevölkerung hat keine Ahnung über die Grössenordnungen (was ist eine TWh) und die Einheiten (Verwechslung von kW und kWh), sowie über die technischen Herausforderungen, um ein Stromnetz stabil zu halten.

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