Variante Kernenergie
Abbildung 1: The Barakah Nuclear Energy Plant (Bildquelle).
Das Stimmvolk hat am 21. Mai 2017 den längerfristigen Ausstieg aus der Kernenergie gutgeheissen. Der Neubau von Kernkraftwerken ist heute verboten. Trotzdem werden zu Vergleichszwecken in der vorliegenden Variante die Vor- und Nachteile eines allfälligen Wiedereinstieges in die Kernenergie betrachtet.
Tabelle 1: Produktionsmix der Variante Wiedereinstieg (Kosten in Mia. CHF).
Verbrauch/ Produktion | Jahr- 2019 [TWh/a] | Diff. [TWh/a] | Jahr- 2050 [TWh/a] | Sommer [TWh/a] | Winter [TWh/a] | Anlage- investition [GCHF] | Netz- investition [GCHF] | Gesamt- investition [GCHF] | Jahres- kosten [GCHF] |
Bedarf | -65.6 | -48.6 | -114.2 | -54.2 | -60.0 | 161.3 | 28.1 | 189.4 | 10.3 |
Stromverbrauch | -65.6 | -48.6 | -114.2 | -54.2 | -60.0 | 161.3 | 28.1 | 189.4 | 16.0 |
Energieträger | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | -5.7 |
Produktion | 71.9 | 53.0 | 124.9 | 64.9 | 60.0 | 43.0 | 0.0 | 43.0 | 3.3 |
Kernkraftwerke | 25.3 | 54.7 | 80.0 | 38.4 | 41.6 | 42.7 | 0.0 | 42.7 | 3.1 |
Wärmekraftwerke | 3.7 | 0.2 | 3.9 | 2.0 | 1.9 | 0.3 | 0.0 | 0.3 | 0.0 |
Wasserkraftwerke | 40.6 | 0.0 | 40.6 | 23.9 | 16.7 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 |
Restwasser | 0.0 | -1.9 | -1.9 | -1.0 | -0.9 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.1 |
Gebäude-PV | 2.2 | 0.0 | 2.2 | 1.5 | 0.6 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 |
Windenergie | 0.1 | 0.0 | 0.1 | 0.0 | 0.1 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 |
Speicher | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.0 |
Saldo | 6.3 | 4.4 | 10.7 | 10.7 | 0.0 | 204.3 | 28.1 | 232.4 | 13.6 |
Kernkraftwerke sind mit Abstand die günstigste klimaneutrale Energiequelle. Mit Produktionspreisen von 57 CHF/MWh sind sie deutlich günstiger als Wind- und Solarenergie. Die jährlichen Gesamtkosten belaufen sich auf 13,6 Mia. CHF/a und sind damit 6,0 Mia. CHF/a niedriger als bei der vergleichbaren Variante Selbstversorgung.
Der Strombedarf der Variante «Kernenergie» kann mit der Produktion von 4 bis 5 neuen Reaktorblöcken gedeckt werden.
Abgesehen von den deutlich geringeren Kosten haben Kernkraftwerke zudem den Vorteil, dass ihre Landschaftsbeeinträchtigung gering ist. Der für die neu zu bauenden Reaktoren benötigte Platz ist an den bestehenden vier Kraftwerksstandorten vorhanden. Die mit dem Ausbau der Windkraft resp. der Photovoltaik verbundene Installation von tausenden von Anlagen im ökologisch sensiblen Alpenraum entfällt. Die für die Realisierung von neuen Kernkraftwerken nötige Aufhebung des bestehenden Neubauverbotes ist die grösste Hürde die der Variante Wiedereinstieg im Wege steht. Aufgrund der fundamentalen Ablehnung der Kernenergie durch breite Bevölkerungskreise, ist es trotz der Vorteile der vorliegenden Variante fraglich, ob ein Wiedereinstieg in die Kernenergie möglich ist.
Kernkraftwerke sind nur die günstigste klimaneutrale Energiequelle, wenn sie rund um die Uhr laufen können, wie es heute in der Schweiz der Fall ist. Das wird mit der Zunahme der Erneuerbaren wie Wind- und Sonnenkraftwerke immer weniger der Fall sein, da die KWW entweder immer wieder zurückgefahren oder sogar im Sommer abgeschaltet werden müssen. Ihre Produktionskosten steigen mit dem Anteil an Erneuerbaren (PV, Wind aber auch Wasser) im Netz aufgrund der Reduktion der Vollaststunden entsprechend.
Wer bei Überproduktion abregeln muss, ist eine politische Entscheidung. Wenn die neuen Erneuerbaren abregeln müssten, wären sie noch teurer.
Das stimmt, nun ist es so, dass in Europa und in der Schweiz die neuen Erneuerbaren (PV und Wind) priorisiert werden und die anderen Kraftwerke (auch die Wasserkraft) hinten anstehen müssen. Es gibt heute (und auch in Zukunft) keine Mehrheiten dafür, dass die KKW vor den Erneuerbaren priorisiert werden. Das muss leider berücksichtigt werden.
KKW müssen gekühlt werden. Es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft längere Hitze- und Trockenphasen geben wird. Meines Wissens mussten KKW’s in der Schweiz ihren Betrieb herunterfahren, da es nicht genügend Wasser zum kühlen gab. Wie schätzen Sie dieses Risiko ein?
Das Problem betrifft in der Schweiz nur das KKW Beznau. Dieses verfügt über eine Flusswasserkühlung. Um die Fische zu schützen, muss das KKW Beznau bei Aaretemperaturen von mehr als 25 Grad seine Leistung reduzieren. Dies war in den letzten Jahren jeweils während einigen Tagen, insbesondere am Nachmittag nötig. Die KKW Gösgen und Leibstadt sind nicht betroffen. Sie haben Kühltürme und benötigen nur wenig Flusswasser. Die Kühlung erfolgt mittels Verdunstung weshalb sie den Fluss nicht aufheizen.