Wind­ener­gie

Abbildung 1: Windturbine (Bildquelle).

Die Windenergie trägt heute nur marginal zur schweizerischen Stromproduktion bei. Gemäss Gesamtenergiestatistik 2019 verfügten die im Jahr 2019 operationellen 37 Windanlagen über eine installierte Leistung von 75 MW und produzierten 0,15 TWh/a Strom.

Die Entwicklung der Windenergie in der Schweiz stagniert seit über zehn Jahren und die Projekte haben mit komplexen Planungs- und Gerichtsverfahren zu kämpfen. Von den Projekten, für die ein Baubewilligungsverfahren aufgenommen wurde, sind zurzeit fast 4 von 5 MW bei den Rechtsinstanzen blockiert. So konnte beispielsweise in den Jahren 2017 bis und mit 2019 in der Schweiz keine einzige neue Windanlage in Betrieb genommen werden.

Die aktualisierte Studie Windenergiestratgegie  von Suisse Eole, welche in Zusammenarbeit mit EnergieSchweiz erstellt wurde, kommt zum Schluss, dass die Windverhältnisse in der Schweiz ebenso gut wie jene der Nachbarländer sind und dass das Windenergiepotenzial der Schweiz in älteren Studien unterschätzt wurde.

Ausbaupotenzial der Windenergie

Das in der Schweiz umsetzbare nachhaltige Windenergiepotenzial beläuft sich unter Einbezug der Schutzzonen auf 50 TWh/a (vgl. Tab 3 der Studie Windstrategie) . Der erhebliche Anstieg des Windenergiepotenzials gegenüber älteren Studien ist insbesondere auf die technischen Fortschritte und besseren Kenntnisse der Windverhältnisse in höheren Lagen zurückzuführen.

Abbildung 2 zeigt die räumliche Verteilung der Windleistungsdichte. Sie ist ein Mass für den an einem Standort erzielbaren Energieertrag. Die energetisch besten Standorte für Windanlagen in der Schweiz liegen in den Alpen sowie im Jura.

Abbildung 2: Verteilung der mittleren Windleistungsdichte in der Schweiz (https://map.neweuropeanwindatlas.eu/).

Windturbinen der neuesten Generation haben eine Referenzleistung von 4,2 MW und können in der Schweiz unter sehr guten Bedingungen bis zu 10 GWh/a Strom produzieren. Dies entspricht gegenüber der Annahmen der Energiestrategie 2050 einer Verdoppelung der Jahresproduktion pro Anlage. Solche Werte werden von den in Tabelle 1 zusammengestellten grösseren, gebauten oder geplanten schweizerischen Windenergieparks der letzten Jahre mit Ausnahme der Projekte Grenchen und Mollendruz nicht erreicht.

Tabelle 1: Kenndaten der grösseren, in den letzten Jahren gebauten oder geplanten schweizerischen Windenergieparks (Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Windpark_Mont_Crosin, https://de.wikipedia.org/wiki/Windpark_Gries, https://www.baublatt.ch/bauprojekte/windpark-auf-dem-gotthard-in-windeseile-umgesetzt-29950, https://www.eoliennes-saintecroix.ch/, https://windkraftgrenchen.ch/windkraft/windpark/daten-fakten/, https://suisse-eole.ch/de/news/pm-sieg-auf-allen-linien-fuer-den-windpark-mollendruz-vor-dem-bundesgericht/).

Projekt  StatusLeistung

[MW]
Anz. Turbinen
[#]
Jahres-prod.
[GWh/a]
Winter-anteil
[%]
Gesamt-höhe
[m]
Invest.-
kosten
[Mio. CHF]
Spez.
Kosten
[CHF/MWh/a]
JuventBetrieb37.21674.067145861’162
GriesBetrieb9.447.067129202’857
GotthardBetrieb11.8518.067144321’778
Sainte-CroixBau13.8622.067139
GrenchenPlanung16432.067160341’063
MollendruzPlanung50121126716090803

Windanlagen produzieren den grösseren Teil ihrer Energiemenge im Winter. Vom Ausbaupotenzial von 50 TWh/a entfallen 33% resp. 16,7 TWh/a auf den Sommer und 67% resp. 33,3 TWh/a auf den Winter.

Bei der Bestimmung der für die Realisierung des Ausbaupotenzials notwendigen Anzahl von Windturbinen wird von den Kenndaten des Projektes Grenchen mit Turbinen von 4 MW Leistung und einer Jahresproduktion von 8 GWh/a pro Turbine ausgegangen. Zur Ausnutzung des ausgewiesenen Ausbaupotenzials von 50 TWh/a sind folglich 6’250 Windanlagen der neuesten Generation nötig.

Zu den Kosten der in Tabelle 1 zusammengestellten Projekte ist zu anzumerken, dass die Leistung des Windparks Juvent seit seiner Inbetriebnahme bereits zweimal erhöht wurde. Die angegebenen Projektkosten von 86 Mio. CHF setzen sich aus den Baukosten von 52 Mio. CHF und den zusätzlichen Kosten für die beiden Leistungserhöhungen von je 17 Mio. CHF zusammen.

Die spezifischen Investitionskosten der in der Tabelle 1 aufgeführten Projekte bewegen sich zwischen 2’900 CHF/(MWh pro Jahr) beim Projekt Gries und 800 CHF/(MWh pro Jahr)beim Projekt Mollendruz. Für die vorliegende Abschätzung wird von spezifischen Investitionskosten des Projekts Grenchen von 1’060 CHF/(MWh pro Jahr) ausgegangen. Eine Windturbine mit einer Leistung von 4 MW und einer Jahresproduktion von 8 GWh/a kostet somit 8,5 Mio. CHF. Windturbinen werden heute für eine Nutzungsdauer von 20 Jahren ausgelegt. Bei einem Realzins von 1,6% und Betriebskosten von 2,5% der Investitionskosten ergibt sich ein Strompreispreis von 88 CHF/MWh.

Akzeptanz der Windenergie

Bereits heute stossen neue Windanlagen auf eine hartnäckigen Opposition, welche die Realisierung der Projekte stark verzögert oder gar verunmöglicht. Weil die energetisch besten Standorte für Windanlagen in den Hochalpen sowie im Jura und damit in touristisch intensiv genutzten Gebieten liegen, muss in Zukunft sogar mit einem noch grösseren Widerstand gerechnet werden.

Die Argumente, die gegen Windanlagen angeführt werden, sind im Wesentlichen die Gleichen, die auch gegen alpine PV-Anlagen vorgebracht werden: emotionale Wert der Gebirgslandschaft für die Bevölkerung, ihre Bedeutung für den Tourismus und damit für die Wirtschaft sowie die Störwirkung auf Vögel.

Um die Landschaftsbeeinträchtigung von neu zu bauenden Windanlagen zu konkretisieren, wird von Windanlagen der neuesten Generation ausgegangen. Diese haben gemäss Tabelle 3 der Studie Windstrategie eine Masthöhe von 135 m und einen Rotordurchmesser von 150 m. Ihre Gesamthöhe beträgt 210 m. Eine solche Windturbine wäre damit das vierthöchste Bauwerk der Schweiz.

Abbildung 3: Windpark Griess zwischen dem Griespass und dem Nufenenpass mit einer Jahresproduktion 2019 von rund 10,3 GWh/a (Bildquelle: Wikipedia).

Wie in Abbildung 3 ersichtlich ist, haben Windanlagen eine grosse optische Auswirkung auf die Landschaft. Hinzu kommt, dass sich die Rotorblätter der Windturbine bewegen, wenn sie in Betrieb ist. Durch die damit verbundenen Emissionen wie Lärm und Schattenwurf sowie die Gefahren durch Eiswurf, fühlen sich viele Menschen gestört.

Die letztgenannten drei negativen Auswirkungen entfallen, wenn die neuen Windanlagen im dünn besiedelten und energetisch günstigen Gebirgsgelände realisiert werden. Die potenziell negativen Auswirkungen auf den Tourismus bleiben jedoch bestehen.

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